75 Jahre SPD Karlsfeld

Thomas Kirmse, Ruth Müller, MdL

05. März 2023

Im Herbst 1947 wurde der Ortsverein Karlsfeld der SPD gegründet. Sie ist damit die älteste Partei in Karlsfeld und seit den ersten Wahlen 1948 im Karlsfelder Gemeinderat vertreten. 2022 wurde sie 75 Jahre alt. Wegen Corona konnte das nicht gefeiert werden. Dies wurde nun Anfang März 2023 nachgeholt. Bei den Planungen war noch nicht absehbar wann das Bürgerhaus wieder einen Wirt hat. Die Feier fand darum im Sportheim statt. Aus Platzgründen fand sie in kleinerem Rahmen statt. Die Mitglieder wurden zu Kaffee und Kuchen eingeladen.Für den musikalischen Rahmen sorgte die Original Effner Band.

Der Ortsvereinsvorsitzende Thomas Kirmse freute sich über den Besuch der Generalsekretärin der Bayern-SPD, die Landtagsabgeordnete Ruth Müller, vom örtlich zuständigen Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi, der stellvertretenden Landrätin Marianne Klaffki, dem Landtagskandidaten Hubert Böck sowie dem Bezirkstagskandidaten Dennis Behrendt.

Ruth Müller nahm in ihrem motivierendem Grußwort auf die aktuelle Lage Bezug. Diese zeigt, dass Friede, Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind. Das kennt die SPD aus ihrer Geschichte. Sie bedankte sich bei allen, die den ukrainischen Geflüchteten helfen. Bei der aktuellen Berichterstattung geht dabei oft unter, dass die Bundesregierung mit vielen Maßnahmen dabei geholfen hat die Folgen der Krisen zu bewältigen. Zum Ende verwies sie auf die anstehende Landtags- und Bezirkstagswahl. Es wird aus Ihrer Sicht Zeit, dass die Themen Lehrermangel, Pflegenotstand, Krankenhaus, Wohnungsmangel und ärztliche Versorgung auf dem Land angegangen werden: „Die SPD hat hierzu gute Vorschläge um die soziale Lage in Bayern zu verbessern. Leider wurden die bisher meist von der CSU abgelehnt. Zeit, dass es in Bayern zu einem Machtwechsel kommt.“ Zum Abschluss bedankte sie sich – auch im Namen des Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten, Florian von Brunn – bei allen Mitgliedern für den jahrelangen Einsatz für die Werte der Sozialdemokratie.

Michael Schrodi wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die SPD nicht nur die älteste Partei Deutschlands und Bayerns ist, sondern auch in Karlsfeld. Die SPD hat immer Verantwortung übernommen wenn es wichtig war. Dies galt auch bei der Regierungsbildung im letzten Jahr. Niemand konnte damit rechnen, dass unmittelbar nach dem Start ein völkerrechtswidriger Krieg in Europa ausbrechen würde. Keine Regierung war bisher in so kurzer Zeit mit mehreren Krisen gleichzeitig beschäftigt. Neben den Nachwirkungen von Corona, waren die Folgen der Energiekrise, die Unterstützung der Ukraine, die Unterbringung von Geflüchteten und die steigende Inflation zu bewältigen. „Mit vielen Maßnahmen hat die Regierung dafür gesorgt, dass niemand frieren musste und die Bürgerinnen und Bürger an unterschiedlichen Stellen entlastet wurden.“ Die Energiewende hat neuen Schwung bekommen. Bayern hat durch die verfehlte Politik der letzten Jahre wie die Blockade der Windkraft und die Verhinderung von Stromtrassen für eine prekäre Situation bei der Stromversorgung in Bayern gesorgt. Er bedankte sich für die Unterstützung durch den Ortsverein in den letzten Jahren und wünscht dem Ortsverein für die Zukunft alles Gute.

Marianne Klaffki nahm auf den vor wenigen Tagen gefassten Beschluss des Gemeinderats zur Schließung des Hallenbades zum Anlass auf die unzureichende finanziellen der kommunalen Ebenen (Bezirk, Kreis, Gemeinde) hinzuweisen. Die sogenannten freiwilligen Leistungen sind keine ‚nettes‘ Zierwerk sondern notwendig um eine lebenswerte Gemeinde erst zu ermöglichen.

Nach den Grußworten konnte Thomas Kirmse langjährige Mitglieder ehren. Gemeinsam mit Ruth Müller und Michael Schrodi übergab er für 50 Jahre Mitgliedschaft die Urkunden und Ehrennadeln an Edith Gierlich, Elfriede Peil und Gerda Sackmann. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurde Bernd Rombach geehrt.

Im Anschluß nutzten die Fraktionssprecher Venera Sansone und Franz Trinkl die Möglichkeit Günter Meikis als Mitglied der Gemeinderatsfraktion zu verabschieden. Dies war wegen Corona bisher nicht möglich gewesen. Franz Trinkl dankte Günter Meikis, der nach 30 Jahren 2020 nicht mehr angetreten ist, mit persönlichen und herzlichen Worten. Günter Meikis war auch lange bei der SPD Kabaretttruppe mit aufgetreten.

Hubert Böck nutzte die Gelegenheit sich bei den Mitgliedern vorzustellen und um Unterstützung für seine Landtagskandidatur zu werden. Seine Schwerpunkte sind Krankenhaus, Rettungsdienst, Kinderbetreuung und sozialer Wohnungsbau. Seine Fachexpertise bezieht er auch aus seiner Tätigkeit beim Roten Kreuz.

Dennis Behrendt als Bezirkstagskandidat warb ebenfalls um Unterstützung. Seine Schwerpunkte sind unter anderem die Versorgung von psychisch erkrankten Menschen. Dieser Erkrankung haftet noch immer ein Makel an. Dies gilt es zu beheben. Als Geschäftsführer beim Roten Kreuz kennt er auch gut die Problem in der Pflege. Darüber hinaus kämpft er auch für einen barrierefreien Zugang zur Kultur.

Franz Trinkl, Fraktionssprecher im Gemeinderat, hat die Aufgabe übernommen einen Rückblick auf die 75jährige Geschichte des Ortsvereins zu geben. „1947 war der zweite Weltkrieg war gerade einmal zwei Jahre vorbei. Weite Teile Europas und Deutschlands lagen in Schutt und Asche. Flüchtlinge waren überall unterwegs und suchten Zuflucht.“ Ein Drittel der Bewohner Karlsfeld waren Geflüchtete. 1948 gab es erste Gemeinderatswahlen, die SPD errang 3 von 10 Sitzen.

In der 50er Jahren wurde viel gebaut, da es kaum Infrastruktur gab. Die Einwohnerzahl wuchs von 2000 auf 6000. 1960 wurde Bruno Danzer als Bürgermeister nominiert, er gewann mit 64 Stimmen Vorsprung. Eine prägende Figur in der SPD war damals Erich Strobl. Unter seiner Führung wurde die SPD 1966 die stärkste Fraktion.

In den 70ern fand ein gemeindlicher Aufschwung statt. Es wurden das Hallenbad und das Bürgerhaus gebaut. Es kam ein Jugendzentrum und auf Initiative der SPD wurde die Volkshochschule errichtet. 1972 bekam die SPD bei der Kommunalwahl 61 Prozent. 1978 hatte die SPD von 12 von 24 Sitzen, Fritz Nustede war Fraktionsvorsitzender. 1984 holte Bruno Danzer, trotz eines CSU-Gegenkandidaten, sagenhafte 79 Prozent, die SPD hielt die Hälfte der Gemeinderatssitze.

1990 konnte Danzer altersbedingt nicht mehr antreten. Fritz Nustede gewann die Wahl mit 24 Stimmen Vorsprung. Die SPD verlor 2 Sitze. Auf Wolfgang Ossenkopp im Ortsvereinsvorsitz folgt Hiltraud Schmidt. In den 90ern waren alle wichtigen Funktionen in den Händen von Frauen (noch vor Einführung der Quote). Mit Uta Titze-Stecher war sogar eine Karlsfelderin Bundestagsabgeordnete. In dieser Zeit wurden auch neue Formate wie Ortsteilbesuche und Zukunftswerkstätten eingeführt. Es wurde die ‚Sozi-Bühne‘ und die ‚Red Socks'n'Roses‘ gegründet, die bei vielen Jahresauftaktfeiern für Jubelstürme sorgten.. 1996 wurde Fritz Nustede wiedergewählt, die SPD gewann 2 Sitze dazu. In diesem Jahr war es erstmals möglich, dass EU-Bürger gewählt werden konnten. Für die SPD zogen Marino Gagliardi und Nikos Konstantakos in den Gemeinderat ein.

2008 konnte Fritz Nustede aus Altersgründen nicht mehr antreten. Reinhard Pobel konnte das Amt des 1. Bürgermeisters leider nicht erringen. Damit endete die Zeit der SPD Bürgermeister in Karlsfeld nach fast 50 Jahren. Trinkl schloss mit den Worten: „Die SPD war und ist Fortschrittspartei und schaut, dass auch die Schwachen nicht unter die Räder kommen. Das unterscheidet sie von anderen Gruppen. Trotz einer kleineren Fraktion gelingt es, im Gemeinderat Akzente zu setzen. Die unterschiedlichsten Aktionen des Ortsverein zeigen zudem, dass Politik auch Spaß machen kann.“

Mit einem Geburtstagsständchen und beschwingten Dixiemelodien klang die Feier gutgelaunt aus.

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